Haste mal ne Ibu?
Es besteht heute kein Zweifel mehr, dass vermehrte körperliche Aktivität Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Übergewicht und die damit verbundenen Probleme, viele andere Erkrankungen und die Sterblichkeit insgesamt reduziert. 2018 hat der wissenschaftliche Beirat Leitlinien zur Weitergabe an das Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste der Vereinigten Staaten herausgegeben. Darin wurde aufgezeigt, dass vermehrte körperliche Aktivität auch die geistige Leistungsfähigkeit, die Schlafqualität und die wahrgenommene Lebensqualität steigert, die Wahrscheinlichkeit von Depressionen und Ängstlichkeit mindert. Die Reduktion der Kosten im Gesundheitswesen durch Sport kann kaum überschätzt werden!
Klar ist aber auch, dass körperkontaktbetonte Sportarten wie Fußball, Handball, American Football, Eishockey u.a.m. zu vielfältigen Verletzungen und daraus resultierenden, auch andauernden Beeinträchtigungen und Beschwerden führen können, was die positiven Einflüsse des Sports insgesamt reduzieren dürfte und auch die krankheitsbedingten Ausfälle und Kosten in den Betrieben steigern dürfte.
Eine weitere Reduktion der positiven Einflüsse körperlicher Aktivität auf die Gesundheit und Lebensqualität droht aber auch aus einer anderen Ecke:
Haste mal ne Ibu?
Dieser Artikel war in der Zeit.online am 14.1.2018 zu lesen und trifft einen ganz wunden Punkt!
Man muss heute davon ausgehen, dass eher mehr als 50 % der Breitensportler mehr oder weniger regelmäßig Schmerzmittel einnehmen!
Toni Graf-Baumann, Mitglied der Antidopingkommission des Weltfußballverbandes FIFA, berichtet von „exzessiver Einnahme“ von Schmerzmitteln im Profifußball: „Es ist erschreckend, wie unkritisch im Fußball mit Schmerzmitteln umgegangen wird. Voltaren (Diclofenac), Ibuprofen oder auch Aspirin werden mit einer Selbstverständlichkeit geschluckt, als würde man einen Kaffee trinken – früh, mittags und abends.“
Mehr als 60 % der Marathon-Läufer nehmen schon vor dem Lauf Schmerzmittel, Frauen noch häufiger als Männer.
Rafael Nadals Aussage, dass er ohne Schmerzmittel nicht spielen könne, zeigt, was bei Tennisspielern an der Tagesordnung ist!
„Haste mal ne Ibu?“ hört man regelmäßig von den Mitspielern bei den Medenspielen und Golfturnieren!
Wegen der gravierenden Nebenwirkungen der Schmerzmittel, die allerdings oft erst nach Jahren zu Tage treten, ist damit zu rechnen, dass der eigentlich positive Effekt des Sports auf die Gesundheit, Lebensdauer und das Wohlbefinden in den Studien zurück gehen wird!
Bei allen Schmerzmitteln können ernst zu nehmende, ja tödliche Nebenwirkungen auftreten. Bekannt sind eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion, eine Schädigung der Magen und Darmschleimhaut mit dadurch bedingten Magen- und Darmblutungen, die zu Blutarmut oder Schlimmerem führen können. Die regelmäßige Einnahme von Säureblockern reduziert die Wahrscheinlichkeit von Magenblutungen: dafür ist aber mit dem Auftreten weiterer Nebenwirkungen zu rechnen!
Wie eine Studie kürzlich zeigte, ist die Wahrscheinlichkeit, unter Ibuprofen oder Diclofenac (Voltaren) schon in den ersten Tagen der Einnahme einen Herzinfarkt zu erleiden, um 50 % erhöht!
Wer während oder nach dem Sport muskuloskelettale Beschwerden bekommt, sollte sich klar darüber sein, dass er etwas falsch macht! Mit Medikamenten unterdrückt er die Hilfeschreie des Organismus um an die Leistungsfähigkeit angepasste Belastungen. Nicht das Beenden sportlicher Aktivität ist notwendig, nein schon die Vorbereitungen auf die körperliche Aktivität muss an die Leistungsfähigkeit angepasst werden, die Leistung vernünftig gesteigert werden, ohne nicht an der Belastung beteiligte Muskel zu vernachlässigen. Das Dehnen scheint sich darüberhinaus wieder einen wichtigen Platz in der Nachbereitung sportlicher Aktivitäten zu verschaffen.
Die Lösung: Aufwärmen und vernünftiges Training:
Leistungssportler machen sich vor dem Wettkampf warm; wir Breitensportler aber gehen so auf den Platz; wozu aufwärmen, wir haben doch Ibu! Auslaufen, dehnen nach intensiver körperlicher Belastung überflüssig dank Diclo? Sicher nicht!
Eine gute Grundlagenausdauer reduziert die Wahrscheinlichkeit, sich in Folge von Fehlbelastungen und Ermüdung zu verletzen. Extrem wichtig ist das sportartspezifische Ausgleichstraining mit Aufschulung der gesamten großen aber auch kleinen Muskeln. Koordinationstraining und Dehnübungen sollten die Häufigkeit von Muskelschmerzen drastisch reduzieren (Rückentraining reduziert Rücken-schmerzen um 80 %!). Dann braucht der Sportler kein oder allenfalls gelegentlich Schmerzmittel!