Die Fettmasse und der Fett-Masse-Index FMI
Autoren: Eva Heinen, Diplom Sportwissenschaftlerin (Univ), Prof. Dr. med. Edgar Heinen
- Fettmasse und Körpergröße
- Fettmasse-Index
- Definition von Sollwerten
- Definition der Adipositas Grade nach dem FMI
- Häufigkeit der Fehleinschätzung der Adipositas durch den BMI
- Tabellen: Körpergröße Frauen und Männer: Sollwerte und Adipositas-Grade nach der Fettmasse
- Beispiel: Mann und Frau, 1,70 groß, 70 kg schwer Körperzusammensetzung
Wie im Kapitel Körperzusammensetzung beschrieben, und in den Kapiteln zur DEXA bzw. BIA detailliert dargestellt, existieren heute durchaus verlässliche Methoden, mit denen die Fettmasse einer Person recht zuverlässig ermittelt werden kann. Allerdings findet sich bei den Ergebnissen so wie beim Körpergewicht das Problem, dass die Fettmasse mit der Körpergröße ansteigt.
Der Fettmasse-Index
Wie in der meiner Diplomarbeit gezeigt werden konnte, findet sich sowohl bei Frauen, als auch bei Männern eine positive Korrelation (p<0,05) zwischen der Körpergröße und der Fettmasse. Dabei weisen Frauen eine um etwas mehr 10 kg höhere Fettmasse auf als Männer der gleichen Größe.

Bildet man analog zum BMI den Fett-Masse-Index, indem man die Fettmasse durch die Körpergröße² (in m²) dividiert, so findet sich bei Männern keine Korrelation mehr zur Körpergröße (s. Abb. 2). Bei Frauen hingegen lässt sich – ähnlich wie beim BMI – eine signifikante allerdings negative Korrelation nachweisen. So gehen 10 cm weniger Körpergröße mit einem Anstieg des FMI von rund 1 kg/m² einher.

Bedenkt man, dass größere Frauen in erster Linie längere Beine haben und einen größeren Abstand zwischen Rippenbogen und Beckenschaufel, ggf noch einen längeren Ansatz zwischen Kinn und Busenansatz, dass Busen und Po, die bei der Frau von Natur aus mit einem zusätzlichen – in der Regel als schön empfundenen – Fettdepot ausgestattet sind, aber keine entsprechende „Streckung“ erfahren, so erscheint das geschilderte Phänomen leicht erklärbar.
Verfahren zur Definition von Sollwerten und den Graden der Adipositas
Um mit dem FMI arbeiten zu können, ist es notwendig, Norm- oder besser Sollwerte und Grade des Fettleibigkeit, der Adipositas mit seiner Hilfe zu definieren. Die Definition kann dabei keinesfalls mit Hilfe der deskriptiven Statistik erfolgen, wären doch beim 2 S-Bereich als Grundlage 95 % der Bevölkerung als normal anzusehen. Selbst bei Annahme eines 1 S-Bereichs wären lediglich 16,6 % der Bevölkerung adipös, zusätzlich aber würde 16,6, % als mager beurteilt. Mit Zunahme des Fettgehaltes der Bevölkerung müsste der Normwert höher werden. Wird ein erheblicher Anteil der Bevölkerung als fettleibig angesehen, so kann die Definition von Normwerten keinesfalls über einen Mittelwert nebst Abweichungen erfolgen, wie das sonst z.B. bei Laborverfahren üblich ist. So verwenden alle üblichen Definitionen des Normgewichtes Idealnormen, die schwer festzulegen sind und immer heftige Diskussionen ausgelöst haben und auslösen werden.
Der BMI, bei dessen Verwendung ja auch die oben dargestellte Problematik besteht, wird heute allgemein zur Beurteilung des Körpergewichtes und der Einteilung in Adipositas-Grade verwendet. Bei einer Unzahl wissenschaftlicher Studien hat er sich als wertvoll erwiesen, wenngleich man sich darüber im Klaren sein muss und ist, dass der BMI deutliche Unschärfen besitzt; dass er Menschen mit sehr kräftiger Muskulatur zu Übergewichtigen oder gar Adipösen macht, Menschen mit wenig Muskulatur aber zu viel Fettgewebe in Bezug auf die Fettleibigkeit als normal einteilt.
Deswegen haben wir nach einem Verfahren gesucht, in dem die riesigen Erfahrungen im Umgang mit dem BMI genutzt werden können, die Unschärfen dieses Parameters aber durch die Nutzung des FMI vermieden werden können.
Wie die Abb. 3 für Frauen und die Abb. 4 für Männer zeigt, besteht eine sehr enge Korrelation zwischen dem BMI und dem FMI. Setzt man die BMI-Grenzwerte in die Regressionsgleichung ein, so errechnet sich für Frauen ein unterer Sollwert von 5,7 kg Fettmasse/m² und ein oberer von 10,1 kg Fettmasse/m². Frauen, deren FMI oberhalb des sich bildenden Rechtecks ist, haben eine zu hohe Fettmasse für Ihren BMI, die unterhalb des Rechtecks weniger Fettmasse, als man nach ihrem BMI annehmen konnte. Entsprechend wurde für die verschiedenen Adipositas-Grade auch für Männer vorgegangen; Abb. 4.


Zusammenstellung der Adipositas-Grade nach dem FMI
In der Tabelle 1 sind die Sollwerte für den FMI sowie die Grenzwerte für die entsprechenden Grade der Fettleibigkeit für Männer und Frauen dargestellt.

Häufigkeit der Fehleinschätzung bei Verwendung des BMI
Filtert man aus dem Kollektiv der Diplomarbeit von Eva Heinen die Frauen und Männer heraus, die einen normalen BMI von 18,5 bis 25 kg/m² haben, so weisen 3 – 4 % der Selektierten einen Fettgehalt aus, der sich unterhalb der Norm befindet; 14 % der untersuchten Frauen und sogar 35 % der Männer – jeweils mit einem BMI von 18,5 bis 25 kg/m² waren aber als fettleibig zu betrachten! Dieser Befund lässt befürchten, dass einige wissenschaftliche Untersuchungen zur Adipositas andere Schlussfolgerungen nach sich ziehen könnten, als heute anzunehmen, wenn man die Fettmasse-Index als Maßstab für die Adipositas nähme und nicht den BMI!

Aus dem FMI lässt sich leicht in Kenntnis der Körpergröße der „Sollbereich der Fettmasse“ für eine bestimmte Person ermitteln. Bei einer Frau von 1,70 m Körpergröße liegt der Sollbereich für die Fettmasse zwischen 5,7 * 1,7 * 1,7 = 16,5 und 29,2 kg. Bei einem gleich großen Mann darf die Fettmasse nur zwischen 6,1 und 17,6 kg liegen, – also gut 10 kg weniger – damit bei ihm von einer normalen Fettmasse ausgegangen werden kann.
Dann nehmen Sie die Normwerte und die Einteilung der Adipositas-Grade nach der ermittelten Fettmasse für Frauen bzw. Männer in Abhängigkeit von ihrer Größe der folgenden Tabelle:

Download für die größenabhängige Einteilung der Adipositas-Grade nach der Fettmasse für Frauen

Download für die größenabhängige Einteilung des Adipositas-Grade nach der Fettmasse für Männer als PDF Besuchen Sie auch unsere Downloadseite!
Wichtig ist es, darauf hinzuweisen, dass bei Ermittlung der Fettmasse mit anderen als der hier verwendeten Methode, die Bestimmung hinterfragt werden sollte, zumindest aber nach dem hier angegebene Verfahren eine Normierung des FMI durch Korrelation mit dem BMI vorgenommen werden sollte.
Vergleich Fettmasse Frau und Mann
An Hand der vorliegenden Daten lässt sich leicht errechnen, wie groß die Fettmasse bei einer 1,70 m großen, 70 kg schweren Person, also mit einem BMI von 24,2 kg/m² – unterschiedlich für Frau und Mann – sind (s. Tab. 1), wenn man davon ausgeht, dass deren FMI genau auf der Regressionsgeraden zwischen BMI und FMI liegt.


Abb. 5: Visualisierung der Daten aus Tabelle 2: Körperzusammensetzung einer 1,70 m großen, 70 kg schweren Person (Mann oder Frau), bei der der Fett-Masse-Index auf der Regressionsgeraden zwischen BMI und FMI liegt. Details siehe Text. Dazu wird der BMI in die Formel für die Regressionsgerade zwischen BMI und FMI eingesetzt, für die Frau also
FMI = 0,683 * 24,2 – 6,933 = 9,6 kg/m² (s. Abb. 3). Daraus errechnet sich eine Fettmasse von 9,6 * 1,7*1,7= 27,7 kg.
Für den Mann analog:
FMI = 0,629 * 24,2 – 9,558 = 5,7 kg/m² (s. Abb 4). Daraus errechnet sich eine Fettmasse von 5,7 * 1,7 * 1,7 = 16,4 kg.
Somit weist eine Frau bei einer Größe von 1,70 m und einem Gewicht von 70 kg – also im Normbereich des BMI – eine mehr als 10 kg höhere Fettmasse auf als der Mann mit gleichen Körpermaßen! Klar ist, dass die Fett-Freie-Masse beim Mann um den entsprechenden Betrag höher liegen muss, als bei der Frau.
Zusammenfassend liegt mit dem FMI ein Parameter vor, mit dem die Fettmasse einer Person größen-unabhängig gemacht werden kann und sich damit zur Einteilung der Grade der Fettleibigkeit unter Nutzung der Erfahrungen mit dem BMI hervorragend eignet!
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