Der Muskel-Masse-Index MMI
Autoren: Eva Heinen, Diplom Sportwissenschaftlerin (Univ), Prof. Dr. med. Edgar Heinen
Wie im Kapitel FFMI beschrieben, besteht die Fettfreie Masse nicht nur – wie in vielen Publikationen dargestellt – aus Muskelmasse, sondern aus:
- Der Fettfreien Masse des Fettgewebes [s. FFMI]
- Der Masse der Inneren Organe (ohne Fett)
- Der Masse von Haut (ohne Unterhautfettgewebe) und Knochen (ohne Fettmark) [s. BMCI]
- Sowie der Muskelmasse (auch diese ohne Fettmasse)
Nach der Elimination des Problems der Fettfreien Masse im Fettgewebe nähern wir uns nun dem zweiten besonders interessierenden Parameter neben der Fettmasse, der Muskulatur: Ist doch die Muskelmasse sehr variabel und beim Training sowie bei Gewichtsveränderungen, besonders beim Abnehmen von besonderem Interesse.
Im Gegensatz zur Muskulatur ist davon auszugehen, dass die Masse der Inneren Organe, der Haut und der Knochen (-nach Elimination des Problems der Fetteinlagerung) sich im Vergleich zum Körpergewicht weder beim Training noch beim Abnehmen wesentlich ändert. Es macht daher Sinn, Haut, Knochen und die Inneren Organe zu einem Gesamt-Parameter zusammenzufassen (HKIO). Bildlich gesprochen muss man sich dabei einen Menschen vorstellen, der nur noch aus Haut und Knochen sowie den inneren Organen besteht, der weder Fett moch Muskulatur mehr aufweist.
Allerdings ist anzunehmen, dass die Masse von Haut und Knochen (s. Knochenmasse-Index) und der Inneren Organe ebenfalls eine Abhängigkeit von der Körpergröße zeigen, so dass sich auch hier die Anwendung eines Indexes in der gewohnten Art und Weise anbietet.
Während sich Durchschnitts-Gewichte für die Inneren Organe leicht finden lassen, wird es bei der Haut, den Knochen und dem Darm problematischer. An Hand unterschiedlicher Daten, insbesondere der Präparationsdaten von Clarys et al, 1999 scheint die Annahme einer Masse von 22 kg für Haut, Knochen plus innere Organe, jeweils ohne Fett bei einem 1,70 Meter großen Mann angemessen. Ein nennenswerter Unterschied der genannten fettfreien Massen bei Frauen ist nicht anzunehmen. Daher erscheint die Annahme vertretbar, dass ein vernünftiger Wert für einen Index von Haut, Knochen und Inneren Organe (HKIO-Index) von 7,6 kg/m² als realistisch anzunehmen ist (22 kg/1,7 m/1,7 m). Mit dieser Annahme lässt sich ein durchaus realistischer Muskelmasse-Index (MMI) aus der folgenden Formel berechnen:
MMI = BMI – FMI – Index der Fettfreien Masse des Fettgewebes – HKIO-Index.
Der Index der Fettfreien Masse des Fettgewebes ergibt sich aus dem FMI*0,282
Es wurden die folgenden Mittelwerte ± Standardabweichungen für den MMI für das untersuchte Kollektiv ermittelt:
Frauen: 5,0 ± 1,9 kg/m²
Männer: 10,6 ± 2,2 kg/m²
Anhand dieser Parameter würde man eine Frau mit einem MMI < 3,1 kg/m² als muskelschwach, mit einem MMI von > 6,9 als muskelkräftig beschreiben. Zwischen den beiden Werten liegen die 66,8 %, die eine normale Muskulatur aufweisen.
Beim Mann wäre ein MMI < 8,4 die Grenze zu einer schwach ausgebildeten Muskulatur, ein MMI von > 12,8 kg/m² als kräftig ausgebildete Muskulatur zu werten.
Hat man den Muskel-Masse-Index, so lässt sich die Muskelmasse für jede untersuchte Person berechnen:
Muskelmasse = MMI * Körpergröße² (m²) und überprüfen ob zwischen der Muskelmasse bzw. dem MMI eine Korrelation zur Körpergröße besteht.
Dabei lässt sich eine hochsignifikante (p<0,001) Korrelation zwischen der Muskelmasse und der Körpergröße sowohl bei Frauen als auch bei Männern nachweisen. Der Unterschied der Muskelmasse zwischen Mann und Frau beträgt – je nach Körpergröße 12 – 20 kg!
Untersucht man hingegen den Zusammenhang zwischen dem Muskel-Masse-Index und der Körpergröße, so lässt sich weder für die Frau noch für den Mann eine signifikante Korrelation nachweisen.
Erfahrungsgemäß sagt dem Anwender ein Index eher wenig. Stattdessen möchte er wissen, welche Muskelmasse für seine Körpergröße als normal, schwach oder kräftig zu werten ist. Deswegen haben wir Ihnen je eine Tabelle für Frauen und Männer zum Download bereitgestellt, die die Beurteilung der Muskelmasse (in kg) für die jeweilige Körpergröße der Frau bzw. des Mannes erlaubt.
Normwerte werden üblicherweise als Mittelwert +/- 2 Standardabweichungen definiert. Bei der großen Variabilität der Muskelmasse wurde als Normbereich lediglich der Mittelwert +/- 1 SD definiert, Werte < – 1 SD werden als „muskelschwach“, solche > + 1 SD als „muskelkräftig“ bezeichnet.
Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind schon erheblich! Ein Beispiel für die Körperzusammensetzung inklusive der Muskulatur für Frau und Mann findet sich auf der zusammenfassenden Seite: Körperzusammensetzung.
Im Kapitel Bewegung und Osteoporose haben wir einen interessanten Zusammenhang zwischen der Muskelmasse und dem Gesamt-Körper Knochenmineralgehalt bei Personen unter 40 Jahren dargestellt.
Ein bis heute nicht wirklich gelöstes Problem sind Ödeme, Wassereinlagerungen, die bei praktisch allen in der Routine anwendbaren Verfahren zu einer falsch hohen Muskelmasse führen. Umgekehrt wird im Stadium der Exsikkose, der Austrocknung, eine zu geringe Muskelmasse ermittelt (z.B. Bei Einnahme oder Abusus von wassertreibenden Medikamenten, z.B. um eine Gewichtsabnahme zu erreichen, besser vor zu täuschen).